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Flamenco (suhrkamp taschenbuch), by Kersten Knipp

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Über den Autor und weitere Mitwirkende
Kersten Knipp, geboren 1966, ist Kenner und ungehemmter Liebhaber Brasiliens. Er arbeitet als Journalist und Publizist und lebt in Köln.
Produktinformation
Taschenbuch: 244 Seiten
Verlag: Suhrkamp Verlag; Auflage: 1 (27. November 2006)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3518458248
ISBN-13: 978-3518458242
Größe und/oder Gewicht:
10,9 x 1,5 x 17,7 cm
Durchschnittliche Kundenbewertung:
3.7 von 5 Sternen
3 Kundenrezensionen
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"Wenn ich singe, schmeckt mein Mund nach Blut", bekannte der Sänger Manolito el de la MarÃa. Der Flamenco besingt ein Leid, das auf sehr konkreten Erfahrungen beruht. Nämlich vor allem auf dem der 1425 aus Indien nach Spanien emigrierten gitanos, die sich einem Staat und einer Gesellschaft gegenüber sahen, die über Jahrhunderte mehr oder weniger gewaltsam versuchten, sie zu integrieren. Diese Ursprünge und die weitere Geschichte des Flamenco arbeitet Autor Kersten Knipp detailreich heraus, wobei er bei seinen tiefschürfenden Recherchen auch viele Anekdoten ausgegraben und in seinem Text verarbeitet hat, so dass man bei der Lektüre zeitweise vergisst, ein Sachbuch in Händen zu halten.Er beschreibt die Armut des normalen Volkes zur Zeit der Bourbonen und dessen Vorliebe für das deftige Volkstheater, aus dem einige der Vorläufer des Flamencogesangs und -tanzes entsprungen sind: "Tabak, Alkohol, Musik – und nicht zuletzt eine zumindest latent erotische Atmosphäre" bildeten den Rahmen bei der Entstehung der Frühformen des Flamenco. Francos Instrumentalisierung der andalusischen Musik – generell der dortigen Traditionen – erklärt der Autor genauso wie die modernen Strömungen im Flamenco (u.a. Flamenco-Rap) und die damit verbundene, schon immer währende Diskussion über den Flamenco "puro" oder "impuro". Denn Leser, die dachten, der Kampf der Traditionalisten um den reinen Flamenco habe erst in den 1970er Jahren mit Paco de Lucias und Camaróns Modernisierungen des Genres begonnen (u.a. Integration elektrischer Instrumente sowie von Jazz-Elementen), werden eines besseren belehrt: Schon seit den 1920er Jahren, als die Kommerzialisierung des Flamenco in den cafés cantantes begann, tobte dieser Kampf und führte u.a. zu einer von Knipp sehr detailliert beschriebenen Festival-Initiative (1922) des Dichters Federico GarcÃa Lorca zur Rettung des cante jondo.Die Herausarbeitung der Kommerzialisierung des Flamenco unterscheidet Knipps Buch von anderen Werken über die inzwischen weltweit beliebte Musik (in Japan existiert eine der vitalsten Szenen von Flamenco-aficionados). Er entzaubert die Legenden, nach denen der Flamenco eine reine Erfindung armer gitanos sei. "Zigeunerhaft", aber nicht "zigeunerisch" wurde er auf dem Weg seiner Verbreitung, zitiert Knipp den Romanisten Hugo Schuchardt (1881) und nimmt diesen Faden auf, um auch in der weiteren Entwicklung der spanischen Nationalmusik immer wieder aufzuzeigen, wie geschickte und clevere Interpreten, Cafébesitzer und Konzertagenten sich den Vorlieben des Publikums anzupassen wussten. So veränderten sie den Flamenco immer weiter bis er das wurde, was er heute ist: einerseits ein kommerziell erfolgreiches Produkt der Musikindustrie, gereinigt von den derben Klängen seines Ursprungs, andererseits – vor allem bei Künstlern wie u.a. Miguel Poveda, Tomasito, Pata Negra oder Ojos de Brujo, die in Madrid und Barcelona in Kontakt mit vielen musikalischen Kulturen dieser Welt kommen – eine Basis für neue, spannende Experimente, die diese Musik auch für die Jugend wieder interessant macht. Denn heute ist der traditionelle Flamenco nur noch eine Option unter vielen.Torsten Eßer (Jazzthetik 12/ 2007)
Ja, das Buch hat etwas mit Flamenco zu tun. Der Titel ist allerdings irreführend, könnte man doch meinen, einen Überblick oder eine allgemein Einführung zu bekommen. Nichts dergleichen. Es handelt sich vielmehr um eine Rezeptions- und Literaturgeschichte zum Thema Flamenco, also darum, was wer wann wo zum Thema gesagt, gedacht oder geschrieben hat.Laut Verlag ist der Autor Romanist und sicherlich vielbelesen; an der Korrektheit der Zitate ist nicht zu zweifeln, doch es bleiben Zitate, nichts weiter. Ein musikalischer oder künstlerischer Zugang findet nicht statt, sprich, eine Auseinandersetzung mit Gesang, Begleitung, Tanz fehlt gänzlich. Kurz: literatur- und textlastig, das eigentliche Thema wird aufwendig umschifft. Vielleicht war das die ursprüngliche Intention des Buches: ein Forschungsbericht zu sein und das Werk hätte demnach einen ganz anderen Titel haben sollen. Aber das kann der Käufer nicht wissen.Somit bleibt die Befremdung über die Kunstfremdheit als Prinzip; ein Satz wie „Herbem Leben enstpricht herbe Kunst“ hört sich zwar nett an, wer solches schreibt, glaubt allerdings sicherlich auch, Kunst funktioniere wie ein Kaugummiautomat, oben werfe ich einen Groschen rein, und unten kommt Kunst, Verzeihung, Kaugummi raus. Ein kleinwenig komplexer ist die Geschichte mit der Kunst dann doch.Letztlich bleibt der Leser buchstäblich auf dem Trockenen sitzen.Darstellung der verschiedenen Palos? Fehlanzeige.Ein Wort zu Rhythmen, vielleicht gar mit Beispielen? Ha ha.Verschiedene Gesang- und Musikstile? Och nö.Notenbeispiele? Sind Sie wahnsinnig geworden?Als Anhang vielleicht eine Liste mit den 80 wichtigsten Sängern? Sie dürfen raten – nada.Dafür ist aber – und das ist symptomatisch – ein ausführliches Literaturverzeichnis. Und zwölf Seiten mit Fotografien. Hier allerdings zweifelt der schon lange nicht mehr geneigte Leser endgültig an Sinn und Zweck dieses Buches, die Bildunterschriften sind nämlich durchweg äußerst albern. „Coole Typen beim Üben“ (zu sehen: El Camarón und Tomatito), „Bald muß er kommen, der Duende“ (Paco de Lucia). Nehmen wir zur Erenrettung des Autors an, diese Texte stammten von einem offensichtlich besoffenen Praktikanten. Bravo, Suhrkamp-Verlag.Der Inhalt des Buches, eingedampft auf zwanzig oder vierzig Seiten, hätte auch seine Berechtigung in einem Flalmenco-Buch, das diesen Titel in seinem All-Anspruch verdiente, als Überblick über die Rezeptions- und Forschugsgeschichte. Möglicherweise tue ich dem Autor Unrecht und der Suhrkamp-Verlag trägt die alleinige Schuld an der Diskrepanz zwischen Leseerwartung und dem, was geliefert wird. Im Text nämlich kritisiert der Autor mehrfach, daß und wenn die Rede ist von "Flamenco als Lebensgefühl". Und nun raten Sie, was der (betrunkene?) Praktikant im Klappen- bzw. Rückdeckeltext fabriziert hat? Genau, dort wird von "Flamenco als Lebensgefühl" gefaselt. Zurück bleibt ein schaler Geschmack.
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